Allein unter 400 Wildpferden
Wenn man Pferde verstehen möchte, muss man ihre Sprache sprechen: Pferde verständigen sich hauptsächlich über Körpersprache. Um diese zu verstehen, bedarf es vieler Geduld und Zeit. Man muss beobachten; genau hinsehen.
Wenn man Pferde verstehen möchte, muss man ihre Sprache sprechen: Pferde verständigen sich hauptsächlich über Körpersprache. Um diese zu verstehen, bedarf es vieler Geduld und Zeit. Man muss beobachten; genau hinsehen.
Pferde sind Flucht- und Herdentiere. Sie wollen und können nicht allein leben. Das Herdenleben läuft sehr geordnet und geregelt ab und teilt sich auf viele Familien auf, die jeweils von einer Leitstute angeführt werden. Dieser Verbund folgt sehr klaren Regeln.
Leitstuten haben eine natürliche Autorität, sowie innere und äußere Stärke. Ihre bloße Körperhaltung, Physiognomie und Körpersprache strahlen das aus. Je mächtiger und stärker die Führungskraft ist, umso größer ist ihre Herde. Viele Tiere wollen zu ihr gehören und genießen die ordnende Kraft, die von ihrer Autorität ausgeht. Sie sorgt für Ruhe, Futterplätze, Wasserstellen und Sicherheit.
Machtkämpfe zwischen den rangniederen Pferden dienen dazu, diese Rangordnung immer wieder zu testen. Hierbei gilt – wie oft in der Natur – Survival of the fittest! Die Leitstute ist davon aber in der Regel unberührt. Sie wird nicht hinterfragt.
Wird eine Stute alters- oder krankheitsbedingt schwächer, entscheidet sich meistens recht schnell durch diese natürliche Rangordnung, wer an ihre Stelle tritt.
Ich sitze als stille Beobachterin im Naturschutzgebiet Merfelder Bruch mitten in seiner Herde von 400 Wildpferden. Ein Fremdkörper und dennoch vollkommen akzeptiert.
Die meisten Pferde ignorieren mich und andere wiederum sind neugierig und kommen Schritt für Schritt näher. Verspielt, freundlich, neugierig, offen.
Ich erlebe Frieden, Achtsamkeit, eine positive Energie, Ruhe und doch pures Leben. Junge Fohlen, geduldige Mutterstuten, Jährlinge, die verspielt und voller Lebensenergie ihre kleinen Machtspielchen gewinnen und verlieren. Andere schlafen in der Sonne oder fressen friedlich ihr Grass. Fohlen trinken und stehen wackelig neben ihren Müttern.
Ich sehe, wie einzelne Familien, angeführt von ihren souveränen Leitstuten, ihre Bahnen innerhalb der großen Herde ziehen. Sie wissen alle, wohin sie gehören und respektieren den Lebensraum des anderen.
Wie kann das funktionieren: 400 wilde Pferde friedlich beisammen? Das wollte ich herausfinden.
Wie gut diese Herde funktioniert: 400 Pferde friedlich beisammen – vollkommen ohne Eingriff von außen organisiert. Und was können wir daraus lernen, wenn es um Führen und Folgen, um gemeinsames Erreichen von Zielen und vieles mehr geht?
Gemeinsam überleben. Leben und leben lassen. Ich erkenne Dynamik durch Neugierde und Vertrauen. Langsamkeit und Ruhe herrschen vor. Es wird keine Energie unnötig verschwendet. Es gibt keine Hektik und keinen Stress. Zugehörigkeitsgefühl ist bei jedem Pferd zu spüren, sie kontakten ständig.
Gemeinsam verfolgen sie ein Ziel: Sie möchten im Herdenleben möglichst erfolgreich sein und gemeinsam ihre Grundbedürfnisse absichern. Ihre Struktur hilft ihnen dabei. Sie sind effizient organisiert und arbeiten gut zusammen. Die Hierarchie ist so flach wie möglich und doch so ausgeprägt, dass sie klar regelt, wer zu entscheiden hat und wem zu folgen ist.
Auch das ständige Erproben von Positionen hat seinen Sinn und wir können es ebenfalls übertragen: Wer sich seiner Position „entwachsen“ fühlt und meint, er habe sich weiterentwickelt, versucht sich in einer neuen Aufgabe; und meistert diese souverän oder nicht ganz so ausgezeichnet oder irgendwo dazwischen.
Damit laden uns die Pferde ein, auch über die Box hinauszudenken und zu schauen: Was können wir von diesem friedlichen und geordneten Verbund von Tieren lernen? Was können wir aus ihrem Verhalten ableiten, das uns selbst im Berufsleben weiterhilft?
Die Pferde fügen sich freiwillig in die Herde ein, weil sie darin Vorteile sehen. Auch Menschen im Unternehmensgefüge suchen sich freiwillig ihre Beschäftigung aus und starten motiviert und mit dem Wunsch, aktiver und gestaltender Teil des Teams zu werden. Freiheit, Raum für Kreativität und eigene Entscheidungen innerhalb des Zielkorridors sind wertvolle Parameter, die auch die Führung im Unternehmen sicherstellen sollte.
So finden Mitarbeiter die Balance, den natürlichen Drang nach Selbstverwirklichung so auszugestalten, dass sie ihrer zugedachten Rolle im Team bestmöglich gerecht werden. Die Zugehörigkeit zu einem Team hilft dabei, sich immer wieder rückzuvergewissern, Aufgaben zu teilen und sich führen zu lassen – je nach Position unterschiedlich eng. Denn auch das zeigt die Herde deutlich: Sie lassen sich gern führen und ordnen sich der Autorität unter. Dabei gibt es Abstufungen in den Freiheiten des Einzelnen und es gibt auch die Situation, dass das rangniedrigere Pferd bewusst nach Führung sucht.
In meinen Coachings erarbeite ich diese Spielregeln der Tiere untereinander als Grundlage für das Zusammenwirken der Teams untereinander. Es ist erstaunlich, wie viel man unbewusst kommuniziert und was sich bewegt, wenn man die entsprechenden Parameter im Sinne seiner Zielsetzung nutzt. Gern informiere ich Sie genauer. Nutzen Sie die Kontaktmöglichkeit (verlinken) und lassen Sie uns ins Gespräch kommen